Auch wenn das wirtschaftliche Umfeld herausfordernd bleibt, zeigt der vom Wirtschaftsbund Steiermark beauftragte und vom Institut für Demoskopie & Datenanalyse (IFDD) durchgeführte „Unternehmerradar Steiermark“ deutlich: Das Gründungspotenzial in der Steiermark ist groß, bislang wird es aber nicht ausgeschöpft. Für die Studie wurden 841 Steirer:innen zu Stimmungslage, Gründungsbereitschaft und Barrieren befragt. Die Umfrage soll künftig jährlich wiederholt werden, um Entwicklungen sichtbar zu machen und gezielt Maßnahmen ableiten zu können.
„Unsere Mission aus dem erarbeiteten Leitbild lautet: Mut zur Selbstständigkeit stärken. Wir haben den Unternehmerradar daher als neuen Kompass entwickelt – als Null-Messung, von der aus wir gemeinsam mit Öffentlichkeit, Wirtschaft und Politik positive Akzente setzen möchten“, erklärt Wirtschaftsbund-Direktor Jochen Pack den Hintergrund der Umfrage. Es geht dabei nicht nur um bestehende Unternehmen, sondern um neue Ideen, neue Marktteilnehmer:innen und frischen Wettbewerb – für eine lebendige Wirtschaft und echten Aufbruch.
Dass der Schritt in die Selbstständigkeit eine echte Option ist, zeigen die aktuellen Zahlen: Im ersten Halbjahr 2025 wagten in der Steiermark 2.742 Personen den Schritt in die Selbstständigkeit – der zweithöchste jemals gemessene Halbjahreswert. Diese Entwicklung bestätigt: Trotz Unsicherheit und wirtschaftlicher Turbulenzen bleibt die Gründungsdynamik spürbar. Das Gründungspotenzial ist lebendig, aber noch nicht ausreichend gehoben.
„Fast jede:r zweite Steirer:in hat Unternehmergeist. Im Verhältnis dazu trauen sich zu wenige, tatsächlich zu gründen“, so fasst Wirtschaftsbund-Direktor Jochen Pack das Ergebnis der Umfrage kurz zusammen.
Das ist ein klares Signal, dass Potenzial vorhanden ist, aber die Hürden viele Menschen davon abhalten, den Schritt in die Selbstständigkeit zu setzen. Eine Mission für den Wirtschaftsbund könnte man folgern, denn Pack hält fest: „Unterstützung muss treffsicher sein – sonst bleibt es bei einem undifferenzierten ‚more of the same‘, das auch andere anbieten. Wir wollen dieses Potenzial nicht nur benennen, sondern freilegen.“ Er gibt damit einen Ausblick auf die inhaltliche Arbeit des WB Steiermark.
Unternehmergeist ja – Gründung nein
Die Ergebnisse zeigen ein starkes unternehmerisches Selbstbild, aber wenig konkrete Gründungsabsichten:
- 49 % schätzen ihren Unternehmergeist als ausgeprägt ein.
- Nur 7 % planen sicher, in den nächsten 3 Jahren zu gründen.
- 16 % haben bereits gegründet oder planen dies innerhalb der kommenden 12 Monate.
Damit ist die Lücke zwischen innerer Bereitschaft und tatsächlichem Tun groß. Pack ergänzt: „Viele tragen eine Idee in sich, aber der Moment, sie auszusprechen oder umzusetzen, kommt nie. Diese Lücke wollen wir künftig verkleinern.“
Warum gute Ideen oft steckenbleiben
Gründe gegen eine Gründung sind:
- 36 % Unsicherheit über Erfolgsaussichten
- 31 % fehlendes Kapital bzw. Finanzierung
- 24 % Bürokratie
- 22 % fehlendes unternehmerisches Know-how
- 17 % mangelnde Vereinbarkeit mit der Familie
- 15 % Angst vor finanziellen Risiken
IFDD-Geschäftsführer Christoph Haselmayer erklärt dazu: „Das Potenzial ist groß, aber Unsicherheit, Bürokratie und Finanzierung sind die größten Barrieren. Und genau diese Faktoren sind lösbar, wenn Information, Begleitung und Netzwerk stimmen. Wir sehen hier keine unüberwindbaren Mauern, sondern vor allem fehlende Orientierungspunkte.“ Ein Punkt der Umfrage stellt den Arbeitgeber:innen ein gutes Zeugnis aus: Die größte Bremse ist die Zufriedenheit mit der aktuellen beruflichen Situation (38 %). Für Pack ist dieses Ergebnis nicht überraschend: „Es zeigt, wie attraktiv unsere Unternehmer:innen die Rahmenbedingungen für ihre Mitarbeiter:innen gestalten. Es belegt auch in herausfordernden Zeiten: die heimische Wirtschaft ist eine starke Einheit aus Arbeitgeber:innen und Mitarbeiter:innen.“
Standort Steiermark: Stimmung überraschend positiv
Die Standortbewertung fällt insgesamt positiv aus:
- 79 % bewerten den Wirtschaftsstandort Steiermark gut oder sehr gut.
- 18 % bewerten ihn negativ.
- Über ein Viertel sieht die Steiermark im Vergleich zu anderen Bundesländern als besser oder viel besser.
- Mehr als die Hälfte blickt positiv in die Zukunft.
- Knapp drei Viertel machen sich keine Sorgen um ihren Arbeitsplatz in den nächsten 12 Monaten.
Pack sieht darin „ein starkes Signal für die Leistungsfähigkeit der steirischen Wirtschaft und die Qualität unserer Unternehmer:innen“. Er ergänzt: „Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, wächst Vertrauen – und Vertrauen ist die wichtigste Grundlage, auch für Gründungen.“
Was potenzielle Gründer:innen benötigen
Potenzielle Gründer:innen wünschen sich vor allem rasche und einfache Behördenwege (94 %), verlässliche Kundennachfrage (90 %), rechtliche Klarheit (90 %) sowie leistbare Abgaben in der Anfangsphase (89 %). Kurz: weniger Bürokratie, mehr finanzielle und rechtliche Sicherheit und bessere Orientierung. Haselmayer fasst zusammen: „Die Steirer:innen wissen sehr genau, was ihnen fehlt. Wir sehen ein klares Muster: Sie wollen Sicherheit in der Anfangsphase, transparente Prozesse und ein Umfeld, das ihnen nicht im Weg steht.“
Wie der Wirtschaftsbund auf die Ergebnisse reagiert
Die Umfrage dient als fundierte Grundlage, um künftig jene Maßnahmen zu entwickeln, die Menschen beim Schritt in die Selbstständigkeit wirklich unterstützen. Pack fasst das Ziel so zusammen:
„Wir wollen jene begleiten, die mit dem Gedanken spielen, sich selbstständig zu machen. Vom ersten Funken einer Idee bis zu einer fundierten Entscheidung – wir schaffen dafür die Basis. Niemand soll auf diesem Weg allein dastehen.“ Der Wirtschaftsbund will damit sicherstellen, dass Unternehmergeist nicht nur erkannt wird, sondern in Zukunft auch stärker in konkrete Gründungen mündet. Pack betont abschließend: „Die Steiermark hat enormes Potenzial. Unsere Aufgabe ist es, dieses Potenzial nicht nur zu messen, sondern es in Bewegung zu bringen.“